Gefühle malen, Momente sammeln
„Heute war schön.“
„Warum?“
„Weiß nicht.“
Und dann, ein paar Minuten später, kommt da plötzlich ein gemaltes Herz, ein lila Elefant, ein Satz wie: „Ich war stolz, weil ich mich getraut hab, alleine den Reißverschluss zuzumachen.“
Kinder erzählen nicht linear. Sie erzählen im Spiel, in Farben, in flüchtigen Sätzen.
Journaling kann für sie ein sicherer, kreativer Raum sein, um all das sichtbar zu machen, was innen pulsiert – ohne dass es zu groß, zu schwer oder zu verkopft wird.
Studien aus der Entwicklungspsychologie zeigen:
Das bewusste Benennen von Gefühlen fördert emotionale Intelligenz, Selbstwirksamkeit und Resilienz – und zwar schon im frühen Grundschulalter. (vgl. Denham et al., 2012)
Journaling kann für Kinder ein Weg sein, zu:
verstehen, was sie fühlen
lernen, wie man mit Gefühlen umgehen kann
erleben, dass auch „kleine“ Momente zählen
Und nicht zuletzt: Eltern bekommen durch kindliches Journaling einen Einblick in die Innenwelt ihrer Kinder – ganz ohne Druck.
🎨 1. Gefühle malen lassen
Nicht jedes Kind mag schreiben – aber fast jedes liebt Farben.
So geht’s:
Lege ein paar Wachsmalkreiden, Filzstifte oder Wasserfarben bereit.
Dann frage z. B.:
„Mal dein Gefühl von heute in einer Farbe.“
„Wie sieht Freude aus?“
„Welche Farbe hat dein Mut?“
Das Bild muss nichts „darstellen“. Es darf einfach ein Ausdruck sein.
💬 2. Mini-Fragen für große Gedanken
Kinder lieben klare, wiederkehrende Fragen – wie kleine Anker am Tagesende.
Einige Ideen:
Was war heute schön?
Worüber hast du gelacht?
Worauf bist du stolz?
Was war heute ein bisschen schwer?
Was möchtest du morgen machen?
💡 Tipp: Schreibe die Antworten gemeinsam auf – oder lass sie das Bild ergänzen. Manchmal sagen 3 Worte mehr als eine halbe Seite.
✍️ 3. Der Familien-Rückblick (als Ritual)
Einmal pro Woche könnt ihr gemeinsam zurückschauen – wie eine kleine „Familiensammlung“.
Beispielimpulse:
Der lustigste Moment der Woche
Eine Sache, die wir gut geschafft haben
Ein Wunsch fürs Wochenende
So wird Journaling Teil des Familienlebens – nicht als Aufgabe, sondern als Verbindung.
🧸 Kleine Übung: Dein Kind als Lehrer:in
Statt deinem Kind zu zeigen, wie man schreibt – lade es ein, dir eine Frage zu stellen.
Du wirst überrascht sein, wie tief, direkt und ehrlich Kinder fragen können.
„Was war dein schönster Moment, Mama?“
„Was hast du heute nicht geschafft?“
„Worüber hast du dich gefreut?“
Manchmal ist es das Kind, das uns erinnert, wie echtes Journaling geht.
Kinder müssen nicht alles ausformulieren. Sie müssen nichts richtig machen.
Sie dürfen einfach fühlen, malen, fragen – und du darfst dabei sein.
Manchmal ist ein kleines Journal das Fenster in eine kleine große Seele.
🌱 „Wenn Worte fehlen, spricht das Bild. Wenn Gedanken zu viel sind, hilft das Papier.“
Reflexionsfrage zum Abschluss:
👉 Was würde dein inneres Kind heute gern aufschreiben – wenn es dürfte, wie es will?